Arbeitsfähigkeit von Menschen mit Fluchtgeschichte stärken

Arbeitsfähigkeit von Menschen mit Fluchtgeschichte stärken

Veranstaltungsrückblick: Workshop „Culture meets Company“ mit der Deutschen Bahn AG und ZukunftPlus e.V. in Potsdam

Am 13. November 2018 fand in Potsdam ein Netzwerktreffen von „Wir Zusammen“ statt. Wir Zusammen hat über 243 Mitglieder und bündelt Integrations-Initiativen der Deutschen Wirtschaft mit dem Ziel, Perspektiven und Chancen für Geflüchtete zu schaffen. Im Rahmen der Veranstaltung fand der Workshop „Culture meets Company“ gemeinsam mit unseren Partnern Deutsche Bahn AG und ZukunftPlus e.V. statt. Die IMAP-Beraterinnen Frau Sara Shekoomand und Frau Rimma Kadyrbayeva haben unser Projekt „Smart Culture – Kulturelles Lernen im Unternehmen“ und schließlich auch ein Beispiel für die gelungene Anwendung bei der Deutschen Bahn vorgestellt.

Die Grundlage erfolgreicher Beschäftigung: Das Haus der Arbeitsfähigkeit

Der maßgeblich von Juihani Ilmarinen geprägte Begriff der „Arbeitsfähigkeit“ stellt auch für IMAP das Grundgerüst jeder erfolgreichen Beschäftigung dar.

Verschiedenste Faktoren beeinflussen einerseits, welche Voraussetzungen bei einer Person vorliegen und andererseits, wie erfolgreich sie diese am aktuellen Arbeitsplatz einsetzen kann. Neben körperlicher und psychischer Gesundheit sind angeeignete Qualifikationen und Fähigkeiten sozusagen die Grundvoraussetzungen dafür, dass eine Person eine Stelle antreten und das Unternehmen sinnvoll bereichern kann. Diese Grundbedingungen werden auch allgemein als relevant wahrgenommen.

Darüber hinaus jedoch bilden die Werte und Einstellungen einer potenziellen Bewerberin oder eines potenziellen Bewerbers einen weiteren wichtigen Antrieb für das Aufnehmen einer Beschäftigung und vor allem zur Bewältigung des Arbeitsalltags. Die in der Persönlichkeit verankerten und auf den ersten Blick nicht sichtbaren Werte definieren für den Menschen, was für ihn im alltäglichen Umgang mit anderen situationsbedingt als normal gelten soll. Dass diese ungeschriebenen Regeln für junge Menschen aus anderen Kulturen von den in Deutschland geltenden teilweise stark abweichen können, liegt auf der Hand. Diese Unterschiedlichkeit sollte jedoch nicht problem- sondern viel mehr lösungsorientiert betrachtet werden. Mit dem richtigen situativen Führungsstil, der für jede Person möglichst interessanten Gestaltung der Arbeitsinhalte (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst kreativ werden lassen!) und einer Arbeitsumgebung, in der jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ihre oder seine Stärken einsetzen und weiterentwickeln kann, ist die erfolgreiche Integration in ein Unternehmen deutlich wahrscheinlicher. Das Gefühl der Wertschätzung der bereits vorliegenden Fähigkeiten und der Möglichkeit zum Abbau von aktuellen Schwächen oder Hindernissen gibt auch geflüchteten Menschen das Gefühl, trotz einiger Unterschiede im Denken und Handeln einen Platz im Unternehmen finden zu können. Dieses Grundgefühl des Dazugehörens und der gleichzeitige Ansporn, auch die Regeln der deutschen Arbeitskultur kennenzulernen und für sich anwenden zu können, ist unabdingbar für eine auch langfristig bestehende Arbeitsfähigkeit und somit erfolgreiche Zusammenarbeit.

Das Projekt „Smart Culture“ als praktische Umsetzung – Kulturelles Lernen im Unternehmen

Ziel des durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projektes ist es, genau dort anzusetzen, wo die (betriebliche) Integration geflüchteter Menschen im Moment teilweise noch Entwicklungsfelder bietet. Die Idee ist in erster Linie eine Erweiterung der interkulturellen und sozialen Kompetenzen bei jungen Geflüchteten und deren Ausbilderinnen und Ausbildern, um eine für beide Seiten erfolgreiche Ausbildung zu ermöglichen.

Die Deutsche Bahn hat in Kooperation mit ZukunftPlus e.V. 2016 ein Konzept zur Qualifizierung geflüchteter Beschäftigter implementiert, sodass die Zahl der Arbeitsplätze für diese Zielgruppe ausgebaut werden konnte. Im Rahmen dieses Einstiegsprogrammes bedient IMAP die Säule der arbeitskulturellen Qualifizierung und entwickelt die Kompetenzen der Beteiligten weiter: Auf Seiten der Geflüchteten steht vor allem die Entwicklung von Selbstmanagement-Fähigkeiten, die Reflexion des eigenen Werteverständnisses und eine Vertiefung der Besonderheiten der deutschen Arbeitskultur im Mittelpunkt. Für und gemeinsam mit Ausbilderinnen und Ausbildern werden Handlungskompetenzen und Kommunikationsmethoden im interkulturellen Kontext weiterentwickelt. Darüber hinaus werden die Perspektive auf bereits vorhandene Potenziale der Auszubildenden und das Nutzen dieser im Alltag ausgebaut. Im Rahmen von gemeinsamen Dialogformaten wird schließlich die Vertrauensbasis weiter gestärkt und beidseitige Berührungsängste abgebaut.

Das Projekt endet am 31.12.2018 mit dem Ziel, Handlungsempfehlungen für relevante Akteure und die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, um die erfolgreiche soziale Integration junger Menschen mit Fluchtgeschichte möglichst großflächig zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wird das Handbuch „Geflüchtete ausbilden“ durch IMAP erstellt und im Januar 2019 veröffentlicht.

Original Beitrag:
http://imap-institut.de/de/blog/die-arbeitsf%C3%A4higkeit-von-menschen-mit-fluchtgeschichte-st%C3%A4rken?fbclid=IwAR2bKnw1JGJ-aqeVHXhUmusCETfbnFjzC6DE7Rj3mCP9UjtMCIIQKDQ4psI